Episode 019 | Digitale Ethik | Interview mit Dr. Nicolas Dierks

Shownotes

Dr. Nicolas Dierks ist angesehener Philosoph, Autor und gefragter Keynote-Speaker mit einem Schwerpunkt auf digitale Ethik. Er promovierte in Philosophie und leitet das Zertifikat „Digitale Ethik“ an der Leuphana Universität Lüneburg. Nicolas ist bekannt dafür, Menschen durch seine Vorträge, Workshops, Seminare und Bücher für philosophisch-angewandte Perspektiven auf zeitgenössische Themen zu begeistern. Er behandelt in seiner Arbeit Fragen der Ethik und Werte, Innovation und Wandel sowie Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Darüber hinaus ist Nicolas Autor des SPIEGEL-Bestsellers „Was tue ich hier eigentlich?“ und setzt sich intensiv mit der Bedeutung ethischen Handelns in der digitalen Ära auseinander

Ich habe mich nicht nur über ein wunderbares, leichtes Gespräch über ein so großes Thema gefreut - aber nicht nur das, sondern auch darüber, dass mein Gesprächspartner und ich uns die Leidenschaft für guten Espresso und die Nordsee teilen.

Nicolas hat einen eigenen Blog, ist auf LinkedIn aktiv und hat in 2023 seinen Podcast “Smart aber Fair” gelauncht. Herzlichen Dank, lieber Nicolas, für Deinen Besuch in meinem Podcast und vor allem für das schöne Gespräch.

Mehr über Nicolas: Website: https://www.nicolas-dierks.de/ Linkedin: https://www.linkedin.com/in/nicolasdierks/ Link zum Rowohlt Verlag: https://www.rowohlt.de/autor/nicolas-dierks-2107 Podcast: https://www.smartaberfair.de/

Das Gespräch führte: https://sandrabrauer.de/ https://systemischesnetzwerk.de/ https://www.instagram.com/die_veraenderungsbegleiterin/ https://www.linkedin.com/in/sandra-brauer-4575a5154/ https://www.facebook.com/sandrabrauer.de/

Transkript anzeigen

00:00:00: Moin moin und herzlich willkommen. Mein Name ist Sandra Brauer, ich bin Systemische Beraterin,

00:00:12: Stressmanagement-Trainerin und Prozessbegleiterin in der digitalen Transformation. Und das hier

00:00:18: ist mein Podcast "Blick Richtung Zukunft". Ich freue mich sehr auf meinen heutigen Gast,

00:00:23: Nico, Nicolaas Dirk und wir werden über das große Thema der digitalen Ethik sprechen. Wir haben uns

00:00:31: kurz abgestimmt, worum es ungefähr gehen könnte, aber wie immer bei den Interviewfolgen weiß ich

00:00:36: nicht, wo wir am Ende rauskommen und ich glaube, Nico weiß es auch nicht so genau. Wir sind aber

00:00:41: beide ganz offen und freuen uns auf das Gespräch, sage ich jetzt mal. Und Nico, ich möchte dir

00:00:47: gerne die Möglichkeit geben, bevor ich irgendetwas vergesse. Wer bist du, magst du dich bitte uns

00:00:53: vorstellen und was sollten wir auf jeden Fall vorstatt in das Gespräch von dir erfahren?

00:00:59: Ja, hallo Sandra und vielen Dank, dass ich hier sein darf. Ich bin Philosoph und Kulturwissenschaftler,

00:01:10: also auch mit so ein bisschen sachbezogener empirischer Ausrichtung. Ich bin Buchautor,

00:01:17: ich habe einige Sachbücher im Rohwald Verlag veröffentlicht und ich mache viel Vorträge

00:01:25: im akademischen Bereich, aber auch im Businessbereich. Ich bin der Zeitleiter des Zertifikats

00:01:35: "Digitale Ethik" an der Leuphana-Universität Lüneburg, also ein Weiterbildungsangebot für

00:01:42: Berufstätige, die sich in diesem Bereich "Digitale Ethik" weiterbilden möchten. Ansonsten bin ich

00:01:50: einfach ein offener Mensch, der sehr gerne an die Nordsee fährt. Ich mag unglaublich gerne Espresso

00:01:58: trinken und guten Kaffee und ich führe sehr gerne interessante Gespräche mit spannenden Menschen

00:02:04: insofern. Freu ich mich hier zu sein. Vielen Dank und schön, dass du da bist und schön,

00:02:09: dass du meine Einladung gefolgt bist. Ich habe gerade ganz viele Notizen schon gemacht und ich

00:02:14: hatte ganz viele Ankerpunkte, unter anderem auch beim Espresso und bei der Nordsee. Ich glaube,

00:02:19: das weißt du gar nicht, aber meine Liebe gilt auch dem Kaffee und vor allem auch eher der Nordsee

00:02:25: als der Ostsee. Da haben wir noch zwei weitere Gemeinsamkeiten und tatsächlich kennen wir uns

00:02:32: ja so gut wie gar nicht außer über Twitter, wenn ich das mal so formuliere. Und ich hatte,

00:02:37: glaube ich, auch schon gesagt und hier gesagt vor dem Gespräch, dass ich mich immer freue,

00:02:41: im Rahmen eines Interviews im Podcast Menschen ja kennenzulernen. Also das ist so mein Gedanke auch

00:02:47: mit dabei und ich freue mich immer, wenn wir über das Gespräch vielleicht andere ein bisschen

00:02:51: inspirieren können. Und ich glaube, das ist auch eine weitere Gemeinsamkeit von uns. Und der erste

00:02:59: Gedanke, der mir gerade durch den Kopf ging, wie bist du eigentlich zu diesem Thema der digitalen

00:03:04: Ethik gekommen und wann war das in etwa? Das würde mich tatsächlich sehr interessieren.

00:03:09: Wann war der Anfang des Nikos auf dem Fahrt der digitalen Ethik? Also auf dem Fahrt der Ethik

00:03:16: bin ich schon ein bisschen länger. Also digitale Ethik ist ja kein eigenes philosophisches Feld,

00:03:22: sondern ein Anwendungsbereich der Ethik. Ethik kann sich ja mit allen möglichen beschäftigen.

00:03:28: Also da geht es ja einfach darum, wie man sich verantwortlich und vertrauenswürdig verhält.

00:03:33: Mal so ganz grob gesagt. Und das mache ich halt schon natürlich länger. Also im Prinzip seit

00:03:44: Anfang des Studiums, also das mittlerweile auch 30 Jahre hier ist. Das Thema digitale Technologie

00:03:52: ist für mich eigentlich mit dem Aufkommen der sozialen Medien erstmalig so richtig relevant

00:04:00: geworden. Am Anfang habe ich es wohl persönlich auch so ein bisschen benutzt, aber das ist für

00:04:06: mich eigentlich dann sehr schnell in den Hintergrund getreten. Und ich habe eher gemerkt, da ist

00:04:10: ja ein riesiger gesellschaftlicher Wandel im Gange. Und das ist etwas, was meinem Forschungsinteresse

00:04:18: entspricht. Denn ich möchte ja gewissermaßen die Zeit in Gedanken fassen und erfassen und

00:04:29: begrifflich klären und auf den Punkt bringen, was so unsere Grundauffassung und unsere Vorstellungen

00:04:37: sind. Wie wir uns verändern, welche Vorstellungen wir von uns selbst haben, welche Vorstellungen von

00:04:43: einer guten Gesellschaft wir haben, von einer guten Zukunft und so weiter. Und deswegen habe ich mich

00:04:50: entschlossen, dann mich mit diesem sozialen Mediending mal intensiver auseinanderzusetzen. Und

00:04:56: bin deswegen auch seitdem eben aus quasi teilnehmender Beobachtung eigentlich so ziemlich auf allen

00:05:06: Plattformen entweder mal unterwegs gewesen oder jetzt unterwegs. Und das, was mir am besten

00:05:12: gefällt, mit ist halt Twitter aufgrund dieser Textlastigkeit des Mediums. Und ja, das finde ich

00:05:23: ein wahnsinnig gute Art, um zu Netzwerken interessanten Menschen kennenzulernen. Natürlich

00:05:31: insgesamt auch nicht unproblematisch in vielen Aspekten. Aber um das besser zu verstehen,

00:05:38: muss ich natürlich dabei sein. Und dann habe ich so langsam angefangen, mich auch mit so dem

00:05:46: Online-Marketing zu beschäftigen. Also wie werden diese Plattformen auch verwendet, um im

00:05:53: Businessbereich, in der Kundenbeziehung und welche Geschäftsmodelle entstehen da. Und es ist

00:05:59: halt immer breiter und größer geworden. Dann kam das Thema Daten dazu, KI dazu und ja, deswegen

00:06:07: bin ich jetzt im Prinzip in allen diesen Bereichen unterwegs. Und alle, die spielen natürlich

00:06:15: beim Thema digitale Ethik, wie gesagt, dann eine Rolle. Also immer die Perspektive. Wie kann man

00:06:20: das alles verantwortlich und vertrauenswürdig entwickeln und verwenden?

00:06:25: Auch interessant. Also du hast gerade von deiner Historie oder von dem Verlauf erzählt, wie es

00:06:33: bei dir halt so organisch sich hin entwickelt hat zur digitalen Ethik. Und es war tatsächlich bei

00:06:38: mir ähnlich. Also ich war am Anfang sehr neugierig, als so für Media aufkam oder diese ganzen Kanäle

00:06:43: da ins Leben grüfen wurden. Ich bin auch so eine Kandidat und ich springe gerne auf Züge auf und

00:06:48: gucke mir erst mal alles an. Und dann halt zu hinterfragen, will ich das wirklich oder

00:06:52: verabschiede ich derzeit wieder. Und auch dann als nächstes diese Faszination des Online-Marketing.

00:06:58: Damit meine ich auch nicht und ich glaube, da schwingen wir ähnlich. Damit meine ich nicht,

00:07:03: dass alles gut darin ist, was gemacht wird, sondern gerade auch das Kritisch zu beleuchten.

00:07:07: Ich denke sofort an den Film "The Social Dilemma", was so ein bisschen hinter Facebook und Co blicken

00:07:14: lässt. Und dann eben auch da der nächste Schritt in Richtung des kritisch hinterfragens der

00:07:22: Geschäftsmodelle, die damit einhergehen. Also die Geschäftsmodelle der Unternehmen dieser Welt,

00:07:27: die halt durch die Digitalisierung und Technologisierung möglich werden. Und vielleicht heute noch mal

00:07:33: mehr denn je das laute Thema der künstlichen Intelligenz. Also er weiß, was daraus noch für

00:07:39: Möglichkeiten und Chancen entstehen, aber welche Hindernisse wieder auch noch zu überwinden haben.

00:07:43: Also da, ich glaube, das ist so eine ähnliche Entwicklung, die ich da auch durchgemacht habe.

00:07:48: Und vermutlich oder vielleicht ist das ja auch so so ein Punkt, weswegen das Thema digitale Ethik

00:07:56: so laut werden sollte. Ich glaube, es ist nämlich noch nicht in allen Blasen sehr laut, sondern nur

00:08:01: in einigen, dass wir mehr hinterfragen sollten, wie wollen wir es dann eigentlich gerne? Also wie

00:08:08: wollen wir unsere Welt, egal ob es die Arbeitswelt oder die private gestalten, damit wir vielleicht

00:08:14: ein gutes gelingendes Leben haben. Das gelingende Leben ist doch auch immer so eine schöne Formulierung

00:08:20: aus der es ist die Soziologie oder die Philosophie. Also zumindest habe ich das da aus diesem Kontext

00:08:25: mal heraus gelesen. Es geht vielleicht darum. Also geht es genau um diese Frage, wenn wir sagen,

00:08:33: wir möchten die digitale Ethik lauter werden lassen, dass wir vielleicht auch genau diese

00:08:39: Frage stellen, wie kann Digitalisierung und Technologisierung ein gutes gelingendes Leben

00:08:44: beeinflussen? Würdest du das auch so sehen? Auf jeden Fall. Also die Idee von dem gelingenden

00:08:55: Leben als der Frageperspektive der Ethik, die geht tatsächlich auf Aristoteles zurück oder man

00:09:03: kann auch breiter sagen auf die antike Ethik, wo es erstmal darum geht, wie können wir so handeln,

00:09:13: dass es uns besser geht, dass das Leben besser ist und das ist noch gar nicht im engeren Sinne

00:09:18: moralisch aufzufassen, sondern erst mal so wie man zum Beispiel ein, keine Ahnung, ein Gitarist ist,

00:09:28: kann man sich fragen, wie kann ich denn ein besserer Gitarist werden? Also man muss das einfach dann

00:09:34: üben und auf bestimmte Dinge achten und sich weiterentwickeln und dazu lernen und so geht es

00:09:41: auch im Leben insgesamt, dass wir versuchen das irgendwie voranzubringen und besser zu machen

00:09:51: in Bezug auf das, was uns wichtig ist. Und die moralische Perspektive würde ich sagen,

00:09:59: die ist darin enthalten, sie ist aber noch mal ein bisschen engerer Bereich, das hat dann damit

00:10:03: zu tun, wie behandeln wir uns gegenseitig, also dass man sich anständig im Umgang miteinander

00:10:10: verhält. Das ist sozusagen noch mal so ein Kernbereich und ich gebe dir absolut recht darin,

00:10:17: also ist auch mein Eindruck, dass die digitale Ethik noch nicht überall dort angekommen ist,

00:10:24: wo sie definitiv hingehört. Wir haben ja immerhin jetzt mit der digitalen Technologie wirklich,

00:10:32: ja also Werkzeuge entwickelt, die sich auch dynamisch weiterentwickelt, die wirklich eine

00:10:39: große, große Kraft entfalten, die aber eben beide Seiten haben. Ich glaube, dass wir viele der

00:10:47: Herausforderungen, vor denen wir insgesamt stehen, gesellschaftlich, als Menschheit auch,

00:10:54: glaube ich, ohne digitale Technologie moment gar nicht so wirklich bewältigen können, also

00:11:02: zumindest, glaube ich, haben wir da große, große Hilfsmittel. Aber auf der gleichen Seite gibt es

00:11:10: natürlich große Gefahren, die auch damit einhergehen. Wir müssen eben gucken, dass wir auch unabsichtlich

00:11:17: damit nicht Schäden hervorrufen, wie es eben auch teilweise schon passiert ist. Also wenn zum Beispiel

00:11:24: international gab es da einige Beispiele, wie zum Beispiel künstliche Intelligenz verwendet wurde,

00:11:35: um Social Fraud Detection zu beschreiben. Also da wurde von Verwaltungen, wurden algorithmische

00:11:42: Systeme darauf trainiert zu erkennen, wenn Menschen Bezüge zu Unrecht erhalten und dahinter

00:11:50: vermutlich einen Betug steht. Und im Staat in Michigan beispielsweise wurde so ein System eingesetzt

00:11:58: und da wurden dann 48.000 Bürger da in Michigan, denen wurden dann quasi von einem Tag auf den

00:12:07: anderen, wurden nicht nur die Bezüge eingestellt, es ging da um Beiträge zur arbeitslosen Versicherung,

00:12:14: sondern es wurden halt dann deren, die Gehälter wurden eingezogen, die Konten wurden gepfändet,

00:12:23: die standen quasi von einem Tag auf den anderen ohne irgendwas da und es hatte dramatische Folgen,

00:12:30: also konnten die Miete nicht mehr bezahlen, kein Geld für Lebensmittel, also so banale Sachen,

00:12:37: und das hat wirklich zu Zwangsräumungen geführt. Kredite konnten die natürlich alle nicht aufnehmen,

00:12:43: waren ja sofort kreditunwürdig sozusagen und es hat sogar Selbstmorde gegeben. Man gab es eine

00:12:52: Untersuchung und die hat dann gezeigt, dass dieses System in über 90 Prozent der Fälle fehlerhaft

00:13:00: war. Der Schaden, der dadurch aber schon entstanden war, war ja teilweise irreparabel. So und da

00:13:09: müssen wir also echt aufpassen und das heißt, wie kommen wir da hin? Wie schaffen wir das? Ja,

00:13:14: da braucht man ganz viele verschiedene Beteiligte und da hast du absolut recht, dass der Diskurs auch

00:13:19: noch viel zu einseitig ist. Wenn ich dann nochmal kurz auf eine Studie eingehen darf, nämlich von

00:13:24: der Bertelsmann Stiftung, die hat eine Studie gemacht, wie Deutschland über Algorithmen schreibt. Und da

00:13:34: haben sie die letzten 15 Jahre zum Zeitpunkt der Studie, die ist glaube ich 2000, 18 oder 20,

00:13:43: das weiß ich nicht genau, kommt vielleicht in die Show Notes oder so. Die letzten 15 Jahre haben sie

00:13:51: analysiert, natürlich auch mit einem Algorithmus. Anders würde man diese Menge überhaupt nicht

00:13:56: analysieren können und da kamen zwei Key-Learnings dabei eigentlich raus, die man in dem Bericht auch

00:14:05: nachlesen kann. Das erste, der Diskurs ist von den Akteuren her sehr wenig divers. Also es sind

00:14:15: sozusagen eine ganze Reihe von Stakeholders, vor allen Dingen aus dem wirtschaftlich-technischen

00:14:21: Bereich, sind sehr, sehr viel vertreten. Aber andere Stakeholder, andere Betroffene dieser

00:14:27: ganzen Entwicklung, andere gesellschaftliche Gruppen und so weiter sind sehr gering vertreten. Und das

00:14:32: zweite Key-Learning, die Art, wie darüber geredet wird, ist sehr auf technische Lösungen fokussiert

00:14:42: und sehr wenig auf Risiken unbeabsichtigte Folgen und so weiter. Und das bedeutet, also wir brauchen

00:14:50: diverseren Diskurs und mehr Themen, die eben nicht nur auf die technische Lösungs, nicht nur

00:14:59: auf die technische Lösungsperspektive setzen, sondern eben das andere. Und das ist genau,

00:15:03: glaube ich, die digitale Ethik, die hier eigentlich in der Lage ist, diese verschiedenen Akteure

00:15:11: zusammenzubringen, diese vielen verschiedenen Perspektiven zu Wort kommen zu lassen und

00:15:16: miteinander in ein Gespräch zu bringen, damit wir dann wirklich diese Entwicklung zum Guten für

00:15:24: alle hingestalten können. Ja, das passt ganz gut zu zwei Stichworten, die ich mir gerade bei der

00:15:30: Ausführung gemacht habe. Und zwar ging mir durch den Kopf, dass wollen und das sollen. Also tatsächlich,

00:15:37: wollen finde ich, kommt immer auch aus dem Individuum heraus, also so sehe ich das zumindest

00:15:43: und sollen ist ja gerne auch mal vielleicht eine Vorgabe. Also ich bin jetzt keine Philosophin,

00:15:48: keine Soziologin, sondern ich habe ganz schlicht BWL studiert und bin systemisch ausgebildet,

00:15:53: aber so habe ich das bisher immer für mich beschrieben bzw. die Frage, die sich daraus dann

00:15:59: ableitet, wer definiert eigentlich das sollen, also wie soll es dann zukünftig sein und wie

00:16:06: wollen wir es gestalten und bedingt sich das nicht auch gegenseitig? Natürlich bedingt sich das

00:16:11: vermutlich gegenseitig, weil wie wird Ethik eigentlich geprägt oder wie entsteht Moral? Da

00:16:17: wirst du vermutlich ein bisschen mehr zu sagen können, als das, was ich mir bisher angelesen habe.

00:16:21: Aber was sagst du zu den Würrengedanken, die ich gerade mit dir geteilt habe?

00:16:26: Überhaupt mich würre, ganz berechtigte Fragen. Also erst mal, was ich nicht glaube, ist das

00:16:32: jetzt zum Beispiel die Philosophen oder auch sonstige gesellschaftliche Akteure allein jetzt,

00:16:41: dass die Vision das Bild zeichnen, wie es jetzt moralisch zu sein hat und alle anderen haben

00:16:48: dem dann zu folgen. Das finde ich hoch problematisch, das würde sozusagen fast in eine totalitäre

00:16:58: Richtung gehen. Das wollen wir nicht. Also grundsätzlich muss es gesellschaftlich in einem

00:17:07: sehr komplexen Prozess in öffentlich und transparent ausgehandelt werden, wohin wir denn gemeinsam

00:17:14: wollen. Die Frage ist, ob wir überhaupt diese eine Vision eigentlich brauchen. Das ist so ein

00:17:24: bisschen auch eine Streitfrage, gibt es auch in der Philosophie, in der Gerechtigkeitstheorie etwa.

00:17:29: Da gibt es dann Ansätze, die theoretisch wirklich ausformulieren, nach welchen Prinzipien muss

00:17:37: eine gerechte Gesellschaft aufgebaut werden, wie John Rawls etwa. Und dann gibt es andere, die sagen,

00:17:42: nee, also das brauchen wir eigentlich gar nicht. Es reicht, wenn wir erst mal uns gucken, was läuft

00:17:49: denn verkehrt, wo ist es denn ungerecht und das dann auch konkret beseitigen. Dann kommen wir

00:17:55: immer einen Schritt weiter und das reicht schon. Da so zum Beispiel Amatya Sen würde zum Beispiel

00:18:02: so argumentieren oder auch Martha Nussbaum. Also ja, insofern, wie wollen wir da vorankommen?

00:18:14: Ja, das sind zwei Perspektiven. Ich bin so ein bisschen auf der Zwischen eigentlich. Ich glaube,

00:18:24: wir brauchen einfach eine große, große Beteiligung. Allerdings, wenn wir uns konkret anschauen,

00:18:32: gegen welche Prinzipien dürfen wir zumindest nicht verstoßen, wenn wir jetzt vorangehen,

00:18:39: dann glaube ich, wenn wir uns da immer die Leitfrage stellen, bei dem, was wir jetzt davor haben,

00:18:50: könnten Betroffene dagegen vernünftigen Einspruch erheben. Dann ist das schon mal so eine Grundfrage,

00:19:01: die uns offen macht für die Perspektive der anderen, auch wenn die anderen vielleicht gar nicht so

00:19:09: in der Lage sind, das zu artikulieren, weil sie vielleicht noch nicht das Wissen haben oder

00:19:15: aus welchen Gründen auch immer. Aber das ist glaube ich das Zentrale dabei, dass wir immer die

00:19:21: Perspektive der anderen mit einbeziehen. Interessant. Ich glaube, ich gehe mal vom

00:19:28: schlichten aus und zwar vom Individuen und der ich Perspektive und stelle mir immer die Frage.

00:19:35: Also ich kann dir einfach mal meinen Gedankenkonstrukt dazu erzählen. Das hat sich so seit ein paar

00:19:39: Jahren jetzt so herausgebildet. Ich sage mir mal, ich möchte ein gutes Leben führen. Also es soll

00:19:44: mir gut gehen. Das ist so meine Leitüberschrift in meinem Leben und es darf mir gut gehen und ich

00:19:53: möchte dabei berücksichtigen, dass ich anderen keinen Schaden zufüge durch mein Verhalten und

00:19:59: durch meine Denkweisen. Denkweisen gehen vielleicht manchmal noch, manchmal kann man auch kurze,

00:20:04: schwarze Gedanken haben, aber man führt vielleicht, also man fügt anderen dann dadurch keinen Schaden

00:20:09: zu. Aber grundsätzlich habe ich das so als Leitlinie. Und wenn ich dann überlege, entweder wie nutze ich

00:20:17: zum Beispiel digitale Werkzeuge, wie nutze ich im Social Media, wie nutze ich, was auch immer

00:20:23: jetzt mit Technologie zu tun hat, sodass es mir gut geht und eben ich damit keinen anderen einen

00:20:29: Schaden zufüge, dann habe ich ja vielleicht auch meine eigene digitale, ich weiß gar nicht,

00:20:34: ob es die Ethik ist oder digitale Moral sogar an der Stelle. Weil in Ethik hatte ich irgendwann mal

00:20:39: gelernt, dass ja vielleicht auch die Wissenschaft des Ganzen da drüber und Moral ist doch vielleicht

00:20:44: auch das, was so Leitlinien dann schlussendlich hervorgibt und sich in meinen Werten widerspiegelt,

00:20:50: das wiederum in meinen Verhalten zu Denkweisen. So kannst du gerne gleich nochmal was aus der

00:20:55: wissenschaftlichen Perspektive dazu sagen, aber so hilft mir das am meisten, meiner eigene vielleicht

00:21:01: auch digitale Ethik und Moral auszubilden und indem ich mich entweder mit Menschen im

00:21:08: privaten oder auch im beruflichen Unterhalte gerne auch mal ein Impuls in Form eines Vortrags

00:21:13: gebe, stichwort digitale Resilienz, digitale Achtsamkeit, versuche ich meine Gedanken zu teilen.

00:21:19: Und ich habe dabei immer die Haltung im Hintergrund eher des konstruktivistische Denken mit meiner

00:21:28: Wahrheit, muss nicht die von anderen Menschen sein, sondern ich mache quasi ein Angebot und

00:21:34: gehen die Aushandlung. Und wenn andere mitschwingen, dann bilden wir in unserem Kreis vielleicht

00:21:40: unsere eigene digitale Ethik und Moral aus und können das vielleicht dann auch verbreiten. Was

00:21:46: glaube ich dazu unglaublich hilfreich ist, es Wissen zu erhalten, Wissen über funktionierende

00:21:52: Technologie, wie ist es im Hintergrund, wie kommen gewisse Dinge zustande. Ich denke zum

00:21:57: Beispiel gerade an Chat GPT, damit habe ich mich in den letzten Wochen ohne Ende beschäftigt und ich

00:22:02: finde es unendlich interessant zu erfahren, wie diese künstliche Intelligenz dieser Chatbot,

00:22:07: der da gerade sehr laut in manchen Blasen auf Social Media beschrieben und auch genutzt wird. Ich

00:22:13: finde es unendlich interessant, wie das halt technisch funktioniert, was im Hintergrund

00:22:17: da so abläuft, sodass ich dann entscheiden kann, wie möchte ich das eigentlich nutzen und wie ist

00:22:22: es meiner digitalen Ethik und Moral entsprechend für mich in Ordnung, sodass ich weiter meinen

00:22:28: Beitrag dazu leisten kann, dass es mir gut geht und anderen ebenfalls. Das ist so mein Ansatz und

00:22:34: ich glaube von dort aus kann das dann ausstrahlen in Richtung halt gewisser Systeme und Gruppen,

00:22:40: in denen ich unterwegs bin und vielleicht kann ich damit einen Unterschied machen. Was sagst du dazu?

00:22:46: Ja, also erstmal, das ist eine individuelle Perspektive, erstmal die da, also erste Person

00:22:54: Perspektive, die eingenommen wird. Unterschiedliche, man kann noch die Organisationsperspektive oder

00:23:00: die gesellschaftliche Perspektive einnehmen, das ist ja die Perspektive aus der ersten Person.

00:23:04: Und was du, zwei Sachen erstmal, was du deutlich gemacht hast, legitimes Selbstinteresse. Also,

00:23:16: es klingt immer so, als manchmal, als gäbe es so ein Gegensatz zwischen moralisch sein oder

00:23:23: irgendwie egoistisch sein und das ist damit ja überhaupt nicht gemeint mit dieser Perspektive,

00:23:29: sondern jeder hat ein legitimes Selbstinteresse. Egoistisch wird es dann, wenn man die legitimen

00:23:34: moralischen Ansprüche von anderen einfach negiert und einfach trotzdem das Selbstinteresse in den

00:23:39: Vordergrund rückt. Also, das heißt Selbstinteresse ist völlig natürlich und erlaubt, das spricht

00:23:46: überhaupt nichts gegen im Gegenteil. Es gibt ja auch Gründe, warum man aus einem Selbstinteresse

00:23:54: mit anderen zusammenarbeiten sollte und in einer Zusammenarbeit muss es bestimmte Grundregeln,

00:24:03: moralische Grundregeln auch geben, damit man vertrauenswürdig ist und also damit das Getragenes

00:24:09: von Vertrauen und man auch gerne weiterhin zusammenarbeitet. Also, deswegen in dieser Form von

00:24:16: Kooperation aus Selbstinteresse, da findet man eigentlich schon auch viele moralische Regeln,

00:24:21: die dem Selbstinteresse überhaupt nicht widersprechen. So, das zweite, was du ausgedrückt hast,

00:24:29: du hast gesagt, zu gucken, ob ich anderen schade. Und das, glaube ich, ist gerade im Bereich

00:24:39: digitale Technologie, ist das sehr, sehr interessant. Denn wir alle haben erst mal, da brauchen wir

00:24:45: nicht studiert haben, sondern wir haben einfach als Menschen diese moralische Perspektive. Wenn wir

00:24:50: einfach die Straße lang gehen und wir machen irgendwas und dann merken wir jetzt, dass wir

00:24:55: gerade jemandem dadurch Schaden zufügen, dann würde ich sagen, die meisten von uns haben erst

00:25:02: mal so einen moralischen Impuls, einfach damit aufzuhören. Oder wenn wir sehen, jemand ist

00:25:10: da gerade in Not, dann haben wir so einen spontanen Impuls zu helfen. Es gibt mittlerweile ja Studien

00:25:16: aus der Entwicklungsforschung, dass Kinder schon, also im vorschprachlichen Alter, schon diesen

00:25:22: spontanen Impuls zum helfen haben. Etwas, was vermutlich für uns menschliche Spezies auch

00:25:30: relativ auszeichnend ist, dass wir das so in dieser Form haben. Das haben auch andere Spezies. Man

00:25:38: kennt es von Schimpansen, von Delfinen gibt es diese Geschichten, dass die anderen Spezies auch

00:25:44: helfen. Das verbindet uns also auch tatsächlich mit anderen Tieren. Aber wir Menschen haben das

00:25:51: auf noch eine besonders deutliche Art ausgeprägt. Und ja, nun ist das Problem bei digitaler Technologie,

00:26:01: dass wir häufig diese direkte Sichtbarkeit des anderen Menschen nicht unbedingt so haben. Dass

00:26:08: da irgendwie so, man könnte sagen, dass es abstrakter ist oder dass es eine technologische

00:26:15: Distanz gibt zwischen mir und dem anderen Menschen, was dazu führt, dass der andere Mensch mich

00:26:22: nicht mehr so angeht. Das könnte man zum Beispiel als Grund dafür nennen, dass zum Beispiel auf

00:26:30: sozialen Plattformen manche so schnell sind, sich auf eine Art zu verhalten, wie sie es einem anderen

00:26:38: Menschen direkt gegenüber vielleicht gar nicht tun würden. Dass da so ein bisschen härter gesprochen

00:26:43: wird und sich vielleicht auf eine Art Verhalten wird, wo man normalerweise sagen würde, dass kann

00:26:50: man sich nicht anderen Menschen gegenüber verhalten, weil irgendwo so ein Stück weit vergessen wird,

00:26:55: dass da ein Mensch auf der anderen Seite sitzt. Und wenn wir jetzt im Bereich digitales Designs

00:27:02: und Online-Marketing und so weiter, wird gestalten jetzt eine Webseite, die ein bestimmtes Handeln

00:27:09: von Usern auf der Webseite begünstigen sollen, dann gibt es eine ganze Menge Tools, auch inzwischen

00:27:16: so richtig empowered aus der Verhaltenspsychologie und so weiter. Und das funktioniert auch alles super

00:27:23: gut, wenn ich mir jetzt nur die Konversionsraten vielleicht angucke und die Ziele, die ich vielleicht

00:27:30: habe, wenn ich diese Webseite habe, zum Beispiel die ökonomischen Ziele. Aber das kann eben dazu

00:27:37: führen, dass ich vergesse, dass da ja wirklich Menschen sind auf der anderen Seite und dass ich

00:27:43: vergesse, dass es eine Grenze gibt, auch hier zwischen dem gesunden legitimen Selbstinteresse,

00:27:49: legitimisökonomisches Interesse zu sagen, ich möchte hier einfach eine überzeugende klares

00:27:55: Angebot machen, sodass es den Kunden wirklich einfach ist, das zu finden, was sie brauchen.

00:28:01: Und wenn das irgendwie matcht für sie, dass es dann wirklich gut funktioniert und so tollen

00:28:06: Kundenservice und so weiter. Aber es gibt eben auch eine Grenze, ab der es manipulativ wird,

00:28:13: wo es eben nicht nur berechtigtes Nudging ist, sondern wo es sozusagen eine unlautere

00:28:20: Form der Überredung ist oder der Manipulation. Und diese Grenze, die müssen wir uns eben klarmachen.

00:28:28: Das ist total spannend, dass du das gerade ansprichst, weil das bei mir auch ohne dich

00:28:34: starke Resonanz stößt. Ich habe sofort diverse Bilder vor Augen. Du weißt ja, ich habe auch

00:28:39: einen Lehrauftrag, nicht an der Läuphana, aber an der Vom, im Bereich tatsächlich der psychologischen

00:28:44: Gesprächsführung. Und ein Abschnitt sind da immer die Behavior-Patterns, also tatsächlich,

00:28:50: wie funktionieren wir eigentlich, wie die kommen Entscheidungsprozesse zustande und wir versuchen

00:28:55: immer eine parallele aufzubauen oder ich versuche eine parallele aufzubauen zu Social Media,

00:28:59: um aufzuklären, weil für mich das auch Kommunikation, Interaktion ist nur halt im digitalen Raum.

00:29:05: Und gerade, wenn ich an die Beratungskotching-Trainer-Szene denke und diverse Pop-Ups auf Website zum

00:29:15: Beispiel erlebe mit jetzt noch 20 Sekunden, so ungefähr oder zehn Stunden, dann ist der

00:29:23: Kurs voll als Beispiel. Das sind ja klassische Manipulationstechniken auch aus dem Marketing.

00:29:28: Und ich reagiere da persönlich immer sehr, sehr, sehr stark und sehr empfindlich darauf, weil ich

00:29:34: immer denke, meinen Wert und der Authentizität, Freiheit, Unabhängigkeit, Ehrlichkeit, Fairness

00:29:41: und Gerechtigkeit entspricht das nicht unbedingt. Und ich finde es äußerst fragwürdig. Das ist

00:29:47: aber in meiner Welt und Wirklichkeit so und in meiner Welt verhalte ich mich richtig, wenn

00:29:53: ich so etwas nicht nutze. Natürlich gehe ich da aber weg von meinem, wie sagt das du,

00:29:58: legitim selbst Interesse quasi Umsatz zu generieren. Aber ich möchte lieber meiner Moral

00:30:04: und meinen Werten da folgen, weil ich mich dann eben gut fühle und sonst das andere halt infrage stellen würde.

00:30:10: Und ich vertraue weiterhin darauf, dass ich auch so ausreichend Umsatz generieren könnte,

00:30:16: wenn ich meinen Wertengetreu handele und von den Manipulationstechniken, die es gibt, halt absehe.

00:30:22: Natürlich ist Manipulation gang und gäbe. Das machen wir jeden Tag durch Sprache, durch Mimikgestik.

00:30:29: Wenn wir Manipulation im Sinne von Einfluss nehmen oder Beeinflussung vielleicht definieren würden,

00:30:35: könnte man sagen, warum müssen wir das jetzt auch negativ auslegen, muss ja gar nicht so sein.

00:30:40: Aber dann gibt es vielleicht auch da eine gewisse Grenze, die dann wieder erreicht ist.

00:30:45: Und ich glaube, auch da würde ich mich in einem gewissen Kreis wiederfinden, der es ähnlich sieht.

00:30:51: Und solche Menschen scharen sich natürlich dann auch um mich herum, die es ähnlich sehen,

00:30:56: weil wir unseren Wertengetreu handeln und uns da halt stimmig und stimmig fühlen und einig sind.

00:31:02: Und bei anderen würde ich eher in Richtung Ablehnung gehen.

00:31:06: Versuche mich aber weiter in diesem konstruktivistischen Denken zu üben.

00:31:10: Ich sage mit Bewusstheit gerade üben, weil mir das nicht immer gelingt.

00:31:13: Und zu sagen, mir steht es nicht zu, zu sagen, ich verhalte mich so korrekt.

00:31:18: Ich möchte, dass man mir die Möglichkeit lässt zu sagen, ich darf so sein, wie ich bin.

00:31:23: Und ich überlasse anderen wiederum auch diesen Raum.

00:31:26: Es sei denn, sie schaden anderen, dann bin ich damit nicht mehr einverstanden.

00:31:31: Und ich finde, das ist genau dieses Feld, in dem wir uns da die ganze Zeit aufhalten.

00:31:37: Und gerade auch da wieder dieses Wissen darüber, für uns ist es jetzt gerade ganz normal,

00:31:42: dass wir uns darüber austauschen.

00:31:44: Wir kennen diese Techniken, vermutlich auch nicht alle, aber einen großen Teil.

00:31:47: Und wir können das erkennen, also vielleicht erkennen wir es auch nicht immer.

00:31:51: Aber wir haben ja schon reichlich Wissen dazu in uns.

00:31:54: Aber in anderen Blasen wiederum oder in anderen Kreisen ist dieses Wissen gar nicht vorhanden.

00:31:59: Und Menschen können gar nicht mehr frei entscheiden, sondern folgen einfach genau diesen Techniken.

00:32:05: Und da, denke ich, manchmal braucht es vielleicht halt auch einen gewissen Riegel.

00:32:09: Und das ist die Frage, ob es das wirklich braucht.

00:32:12: Ich widerspreche mir ein bisschen selber mit Absicht gerade, um das zur Diskussion zu stellen.

00:32:16: Vielleicht ein Riegel auch durch gewisse Achtung, Gesetzgebung und Co.

00:32:21: Ich bin eigentlich keine Freundin davon.

00:32:23: Aber ich glaube, manchmal braucht es das, um die Rahmenbedingungen

00:32:27: oder vielleicht auch Leitlinien vorzugeben und Unterstützung zu geben.

00:32:31: So dass halt dann auch Normenwerte tatsächlich auch auf Fundament gegossen werden können.

00:32:38: Was sagst du dazu?

00:32:40: Ja, das ist eine sehr, sehr spannende Frage, wie sehr darf man auf Selbstregulation,

00:32:50: würde man psychologisch sagen, oder Selbstverpflichtung, wenn man sich jetzt eher an der Ethik bewegt,

00:32:55: wie sehr kann man darauf setzen auf freiwillige Selbstverpflichtung

00:33:00: und wie sehr braucht es dann die eigentlichen regularien gesetzliche Art durch den Gesetzgeber.

00:33:06: Ich glaube, dass man darauf keine allgemeine Antwort geben kann.

00:33:12: Ich glaube, das hängt von den Marktstrukturen zusammen, mit den Marktstrukturen zusammen.

00:33:18: Also, erst mal, ich glaube nicht, dass wir in einer Welt leben wollen,

00:33:26: in der alles gesetzlich reguliert ist, bis ins Kleinste.

00:33:31: Das wäre sozusagen, auch wenn man sich überlegt, wie ein Gemeinwesen, ein Staat ausgestattet sein müsste

00:33:39: und wie er agieren müsste, um dann diese gesetzlichen Regelung bis ins Kleinste auch zu kontrollieren

00:33:46: und zu sanktionieren. Das wäre ja echt auch irgendwie dystopisch geradezu.

00:33:51: Das wollen wir also nicht, weil es unserem Verständnis auch von persönlicher Freiheit widerspricht.

00:33:58: Wir brauchen im Prinzip den Spielraum, wo wir auch mal was falsch machen können,

00:34:02: wo wir auch moralisch falsch handeln können, wo wir im Prinzip nur dadurch dann auch das Richtige tun können.

00:34:11: Die Frage ist, wie groß sollen diese Spielräume also sein?

00:34:15: Denn irgendwie müssen wir uns ja miteinander begrenzen.

00:34:19: Wie du das gerade beschrieben hattest, also du möchtest sein auf die Art, wie du das für richtig hältst

00:34:26: und wir leben in einer pluralen Gesellschaft, in einer diversen Gesellschaft, jeder soll nach seiner Fasson,

00:34:32: aber die Rechte der Einzelnen eben das zu dürfen und andere nicht dabei zu behindern,

00:34:41: die müssen ja gewahrt sein und das sind eben diese Grundregeln des moralischen Umgangs miteinander.

00:34:47: Das ist eigentlich was eine moderne Moral ist, die nicht mehr so, wie manche traditionelle Moralvorstellungen,

00:34:55: die jetzt sagt, was du anziehen sollst oder wie du dich verhalten sollst

00:34:58: oder welche sexuelle Orientierung du bitte schön haben sollst oder so,

00:35:02: sondern die das alles offen lässt, nur wie Menschen friedlich und freiheitlich miteinander existieren können

00:35:11: und dann solidarisch sozusagen das Gemeinwesen zum Besseren führen.

00:35:16: Das sind die eigentlichen modernen moralischen Regeln, die wir brauchen.

00:35:20: Ich glaube, was dieses Thema Selbstverpflichtung angeht,

00:35:27: das hat viel damit zu tun, dass wir selbstverpflichtung, wir müssen begreifen,

00:35:34: dass wir selbstverpflichtung nicht haben können, also Verantwortung nicht übernehmen können,

00:35:42: ohne dass wir anderen die Autorität zu schreiben, uns zur Verantwortung zu ziehen, wenn wir das nicht tun.

00:35:50: Also was man auch mit Accountability meint, das ist ja häufig im Bereich digitale Ethik,

00:35:58: so der Begriff der im Paar mit Transparenz genannt wird.

00:36:02: Das heißt, wenn ich jetzt sage, wir wollen jetzt dies und jenes tun,

00:36:08: wir wollen jetzt transparent sein in Bezug auf unsere Lieferkette zum Beispiel,

00:36:13: dann verpflichte ich mich darauf nur, das ist ja gut, das zu tun,

00:36:19: aber ich verpflichte mich natürlich ernsthaft darauf nur,

00:36:23: wenn ich dann mich auch zur Verantwortung ziehen lasse, wenn ich das nicht erfülle,

00:36:30: denn wenn ich mich nicht irgendjemandem gegenüber verantwortlich mache,

00:36:33: dann bin ich eigentlich gar keine Verpflichtung eingegangen.

00:36:35: Dann ist das sozusagen nur so ein Statement, von dem ich mir vielleicht irgendwelche positiven Effekte erhoffe,

00:36:42: Beruhigung der allgemeinen Diskussion, Verzögerung von rechtlichen Regelungen, Imagegewinn oder so.

00:36:50: Aber das wird natürlich früher oder später auch durchschaut werden.

00:36:53: Das müssen wir heutzutage ja auch verstehen,

00:36:58: dass die Öffentlichkeit, die einzelnen Konsumenten oder Kunden oder User, sie werden immer besser informiert sein,

00:37:07: es werden Dinge durchschaut werden.

00:37:09: Und das heißt, letztlich, wenn ich da eine wirklich gute Beziehung will,

00:37:15: dann muss ich, wenn ich jetzt solche Verpflichtungen eingehen will,

00:37:19: muss ich mich dafür auch zur Verantwortung ziehen lassen.

00:37:22: Und das heißt wirklich, dass Transparenz machen

00:37:25: und dann sozusagen auch akzeptieren, wenn jemand drauf kommt,

00:37:31: dass da irgendwas nicht mit den rechten Dingen zugeht, und dann muss ich das eben verbessern.

00:37:36: Anders kann es, glaube ich, schwer funktionieren.

00:37:40: Und man hat auch jetzt wiederum nochmal auf das legitime Selbstinteresse zu kommen.

00:37:44: Man hat auch total guten Grund, das so zu machen.

00:37:48: Denn grundsätzlich würde man erst mal ja sagen,

00:37:50: aber das ist ja Teil unserer internen Kommunikation, wie wir die Dinge jetzt wirklich kontrollieren.

00:37:55: Die moralischen Verpflichtungen, das ist ja mehr so externe Kommunikation.

00:38:00: Und zwischen beiden gibt es eben doch noch eine bestimmte Linie.

00:38:04: Und das muss man vielleicht ein bisschen neu denken.

00:38:08: Denn wenn man sich wirklich überlegt, was will ich denn als Unternehmen?

00:38:11: Ich will doch zum Beispiel ein tolles Verhältnis zu meinen Mitarbeitenden haben.

00:38:16: Was heißt das? Das heißt doch ganz grundlegend Vertrauen.

00:38:21: Also vertrauenswürdig Verhalten.

00:38:24: Wie verhält man sich vertrauenswürdig, indem man diesen moralischen Grundregeln

00:38:29: des guten Umgangs der guten Kooperation folgt.

00:38:32: Und genau das Gleiche gilt auch, wenn man zum Beispiel B2B macht,

00:38:37: mit Geschäftspartnern Vertrauen, wenn man B2C macht, Kunden, Konsumenten.

00:38:43: Wie schafft man es, die gut zu binden? Wie schöpfen die Vertrauen?

00:38:47: Indem man sich vertrauenswürdig verhält.

00:38:50: Nicht durch irgendwelche manipulative Techniken, die Menschen dazu bringen,

00:38:55: etwas zu tun, was sie sonst nicht tun wollen.

00:38:57: Vielleicht noch ganz kurz an dieser Stelle, weil Philosophen ja immer gerne Begriffe klären.

00:39:01: Du hattest ja mal kurz das Thema Manipulation nochmal angesprochen.

00:39:06: Ob Manipulation bedeutet, Einfluss auszuüben?

00:39:11: Oder ob Einfluss auszuüben immer schon Manipulation ist?

00:39:16: Nun gibt es da glaube ich keine richtige und falsche Definition.

00:39:20: Dinge kann man definieren, wie man es möchte.

00:39:23: Man möchte ja nur Missverständnisse vermeiden, wenn man darüber redet und darüber nachdenkt.

00:39:28: Und ich würde sagen, wenn wir Manipulation kritisieren,

00:39:33: dann meinen wir eigentlich, dass jemand hier ein Einfluss auf andere ausübt,

00:39:40: um die anderen zu etwas, zu einer Handlung zu bewegen,

00:39:45: die die anderen nicht ausführen würden, wenn sie wüssten, was sie da tun.

00:39:52: Und damit wird gewissermaßen die Freiheit der Entscheidung der anderen Person,

00:39:58: die wird nicht respektiert.

00:40:00: Das ist eigentlich eine fundamentale Verletzung gegenseitiger Respekts.

00:40:03: Und deswegen akzeptieren wir das auch nicht.

00:40:05: Und das muss man gar nicht komplex philosophisch aufdröseln,

00:40:09: das ist etwas, was wir ja sofort intuitiv spüren.

00:40:13: Wenn wir merken, wir werden manipuliert oder wir bekommen es mit, wie jemand manipuliert wird,

00:40:18: dann haben wir sofort so eine Reaktion, dass wir so sagen,

00:40:22: so ein Gefühl, richtig ein moralisches Gefühl, so Empörung.

00:40:26: Und das geht doch nicht.

00:40:28: Also so geht es aber nicht.

00:40:30: Das heißt, das was ich jetzt gerade versuche,

00:40:33: um was dann manchmal komplex klingt, zu artikulieren,

00:40:39: das ist etwas, was uns eigentlich ganz intuitiv und direkt bewegt.

00:40:45: Und ich glaube, das sind menschliche Grundprinzipien,

00:40:49: guter Kooperation, die wir in allen Bereichen haben.

00:40:54: In der digitalen Technologie, weil sie so neu ist und sich so dynamisch entwickelt,

00:41:00: ist es schwierig, diese Intuition an der richtigen Stelle jeweils zu haben.

00:41:06: Und genau da müssen wir, glaube ich, hin.

00:41:09: Danke.

00:41:11: Also danke nochmal für die Ausführung und den Impuls in dieser Richtung.

00:41:15: Ich bin auch gerade wieder gedanklich beim Wollen und Sollen übrigens gelandet.

00:41:19: Also ich weiß nicht, ob dir das vielleicht auch nochmal durch den Kopf geht.

00:41:22: Also auch da, so wie du das gerade beschreibst,

00:41:26: wir haben eigentlich ein implizites Verständnis von Ethik und Moral in uns.

00:41:30: Wir wissen manchmal nur gar nicht, dass wir danach handeln.

00:41:33: Aber gerade finde ich dieses Bewusstsein oder die Bewusstheit,

00:41:36: darüber zu erlangen, dass wir so handeln, dass wir einem Moralverständnis entsprechen.

00:41:41: Ich glaube, ich würde einigen Menschen sehr gut tun, um zu sagen,

00:41:44: überleg mal, was tust du da gerade?

00:41:46: Oh, wie schön.

00:41:47: Also du handelst genau danach, dass es dir und anderen Menschen gut geht.

00:41:51: Oder vielleicht auch, stell doch mal deinen Verhalten in Frage.

00:41:54: Das wäre natürlich jetzt eher der erhugende Daumen, der sagt, so ist es nicht richtig.

00:41:59: Da wäre ich ein bisschen vorsichtig.

00:42:01: Und ich finde, mit diesem impliziten Ethik und Moralverständnis

00:42:06: sich dann halt in dieser technologisch entwickelten oder digital entwickelten Gesellschaft,

00:42:13: beruflich und privat aufzuhalten und zu sagen, und wie will ich das jetzt gerade,

00:42:17: könnte dann eine, ja vielleicht eine eigene Leitlinie dann irgendwann ergeben

00:42:22: und sagen, so möchte ich mich verhalten.

00:42:25: Also an alle Unternehmungen dieser Welt gerichtet, also Unternehmer*innen

00:42:30: oder vielleicht auch Vertreterführungskräfte, so in dieser Richtung oder auch Mitarbeit*en,

00:42:35: die halt Produkte neu entwickeln und co*,

00:42:38: dass man tatsächlich sich immer wieder diese Frage stellt, wie wollen wir es denn eigentlich

00:42:43: und das auch gerne als Großes und Ganzes immer aufzieht.

00:42:46: Also damit man dann eben nicht nur beim Individuum bleibt,

00:42:49: weil gerade als Unternehmer*innen habe ich natürlich eine Verantwortung auch.

00:42:53: Also ich verhalte mich und es wird eine Auswirkung auf andere haben

00:42:59: und ich möchte mich ja vielleicht auch richtig verhalten

00:43:03: und trotzdem halt meinem Selbstinteresse folgen.

00:43:07: Und ich glaube gerade diese Fragen zu, was will ich und was soll ich,

00:43:12: damit ich ein gutes und gelingendes Leben gestalten kann

00:43:16: oder haben könnte, das noch mehr in diese Bewusstheit reinzubringen.

00:43:20: Es könnte vielleicht so eine Aufgabe zunehmend noch mal mehr für uns alle sein.

00:43:24: So würde ich das zumindest versuchen, immer weiter zu umwerben.

00:43:28: Ja, also das glaube ich ist eine sehr gute Aufgabe,

00:43:34: also diese Form des Selbstverhältnisses zu stärken.

00:43:38: Ich würde sagen, vielleicht haben wir dann ein bisschen andere Rangehensweise,

00:43:45: aber das ist ja auch das Schöne in diesem Diskurs, der ja auch divers sein soll.

00:43:50: Also ich würde zum Beispiel sagen, ich glaube es ist wichtig,

00:43:54: dass man selber auch beim eigenen, wenn man dem eigenen Wollen nachspürt

00:44:00: oder das artikuliert auch, dass man sich auch fragt, was will ich auf keinen Fall.

00:44:07: Also was würde ich auf keinen Fall tun, zum Beispiel,

00:44:11: weil ich nicht so eine Art von Mensch sein möchte, der sowas tut.

00:44:15: Das wäre sozusagen, wenn ich das täte, würde ich meine eigene Würde verletzen.

00:44:21: Das ist zum Beispiel, finde ich ein sehr wichtiger Punkt,

00:44:24: dass man, wenn man zum Beispiel sich fragt, dann könnten wir das machen,

00:44:27: können wir das machen, was sagen die Zahlen, ja das wäre wirklich,

00:44:30: also der Burner, da würden wir richtig einfahren

00:44:33: oder das würde mich in der persönlichen Karriere voranbringen oder so.

00:44:37: Und wenn ich dann aber merke, okay wie fühlt sich das denn für mich an,

00:44:41: wenn das zum Beispiel Menschen betrifft und ich stelle mir vor,

00:44:46: das ist jetzt meine Familie zum Beispiel oder Menschen, die mir sehr nahe stehen

00:44:50: oder ich würde denen das erzählen, dass ich das jetzt mache

00:44:54: und wenn man dann so dieses Gefühl hat, so schlechtes Gewissen,

00:44:58: dass man sich so ein bisschen schämt und dann sich denkt,

00:45:02: das möchte ich eigentlich nicht so gerne jemandem erzählen,

00:45:05: dass das jemand über mich weiß.

00:45:07: Dann ist das schon mal ein Indikator dafür, dass man vielleicht dann nochmal drüber nachdenkt.

00:45:12: Denn es wäre ein großer Fehler, jetzt zu sagen, schlechtes Gewissen

00:45:18: ist ja nur ein Signal von außen, da will mir jemand ein schlechtes Gewissen machen,

00:45:22: das ist ja nur die gesellschaftliche Moral, sondern man und sich dadurch quasi

00:45:29: von einem Teil seiner selbst irgendwo entfernt, entfremdet.

00:45:35: Sondern es geht schon darum, okay wenn ich mich jetzt gerade schäme,

00:45:40: will ich das vielleicht daran, weil ich da wirklich etwas tue,

00:45:44: was ich wirklich eigentlich nicht tun will, ob ich vielleicht da etwas nicht wichtig nehme,

00:45:50: was mir persönlich für meine persönliche Identität, für mein Selbstverständnis

00:45:55: wirklich wichtig ist.

00:45:57: Und damit sollte man sich auf jeden Fall in Verbindung wissen,

00:46:01: diese Form des Selbstkontakts nicht zu verlieren im täglichen Wahnsinn,

00:46:08: sondern da immer wieder draufzukommen und da die Aufmerksamkeit auch für zu haben.

00:46:14: Das finde ich ist eine sehr, sehr schöne Aufgabe.

00:46:17: Ja, da schwing ich mit.

00:46:19: Also ich habe tatsächlich so eine ganz kleine Visitenkarte,

00:46:22: das ist eigentlich mehr ein Erinnerungsbruch oder ein Anker, den ich gerne mal mitgebe

00:46:25: und da steht auf der Rückseite drauf, was will ich eigentlich wirklich

00:46:28: oder willst du das alle wirklich?

00:46:30: Und die Frage mag ich immer ganz gerne weitergeben,

00:46:33: um tatsächlich auch genau zu dem zu kommen, zu sagen, wie geht es mir eigentlich gerade?

00:46:37: Also wie geht es mir wirklich gerade?

00:46:39: Nicht dieses Saloppel dahergesagt, ja, ja, ganz gut,

00:46:42: sondern was macht eine Situation, was macht da ein Ereignis mit mir

00:46:47: und dann tatsächlich dieses Selbstgespräch zu führen

00:46:51: und zu sagen, nee, es ist gut, es ist stimmig.

00:46:54: Es ist sich wohlig an oder, nee, da ist eine Eretation,

00:46:57: ich muss da nochmal darüber nachdenken

00:46:59: und da wirklich sich auch diese Zeit zu gönnen,

00:47:02: das könnte, glaube ich, dahin führen, dass man dann halt seinen Beitrag

00:47:06: zu eben dem guten gelingenden Leben dann halt auch leisten kann

00:47:11: oder vielleicht auch gut diese Selbstverantwortung danach auslebt

00:47:15: und es wird dann ja auch eine Folge auf das Miteinander haben.

00:47:19: Also wenn wir das eben weiterhin berücksichtigen,

00:47:21: wir leben ja nicht losgelöst voneinander,

00:47:23: sondern sind ja immer im Zusammenspiel mit anderen Menschen unterwegs

00:47:27: und da halt tatsächlich das auch mitzubeobachten,

00:47:30: mit dem Blick zu behalten, um zu sagen, einerseits ist meine Perspektive

00:47:34: und jetzt nochmal mein Gegenüber

00:47:36: oder die Gruppe, in der ich mich aufhalte, auch mit berücksichtigen

00:47:39: und dann vor allem immer wieder in diesen Dialog

00:47:42: oder auch in die Konfrontation zu gehen und zu sagen, ist es gerade gut so

00:47:46: oder können wir es vielleicht nochmal anpassen?

00:47:49: Es wird ja auch ein Prozess für viele, nicht nur viele, ja, Leihen

00:47:53: oder Individuen sein, sondern natürlich auch für die Unternehmen,

00:47:56: sich immer wieder zu besinnen, in welchem Format auch immer

00:47:59: und zu sagen, wie ist es gerade?

00:48:01: Sind wir auf dem rechten Fahrt?

00:48:03: Also sprich, handeln wir unseren Werten getreu?

00:48:05: Was wollen wir, was wollen wir eben nicht?

00:48:07: Oder müssen wir nochmal nachrüsten?

00:48:09: Und ich glaube, dieses Bewusstsein oder diese Bewusstheit braucht es dann

00:48:13: schlussendlich auch, so dass wir mit diesen ganzen Möglichkeiten,

00:48:16: die es eben jetzt gibt und auch zukünftig noch geben wird,

00:48:19: einen guten Umgang entwickeln können.

00:48:22: Ja, auf jeden Fall.

00:48:24: Ich glaube, eine wichtige Komponente und da ich weiß,

00:48:27: dass das Thema Kommunikation für dich sehr wichtig ist,

00:48:30: wirst du mir sicherlich zustimmen, ist, dass wir auch eine Sprache

00:48:37: dafür entwickeln.

00:48:39: Denn was ich manchmal mitbekomme, ist, wenn ich nicht im Anschluss

00:48:45: an Vorträge mit Leuten diskutiere oder auch mit Unternehmen zu tun habe,

00:48:51: dass häufig die Themen, die Menschen zwar sehr bewegen,

00:48:57: aber sie kommen nicht richtig zur Sprache, weil in Unternehmen

00:49:03: dieser Teil der Unternehmenssprache über viele andere Sachen

00:49:07: wird super detailliert und super produktiv gesprochen.

00:49:10: Aber über diesen Part wird weniger produktiv, weniger häufig,

00:49:15: weniger offen gesprochen.

00:49:17: Manchmal, weil vielleicht da irgendwo die Sorge herrscht,

00:49:23: dass es doch dann um persönliche Befindlichkeiten geht.

00:49:27: Denn Ethik ist einfach auch ein Thema der Emotionen.

00:49:31: Oder dass man möchte auch nicht Ansprüche formulieren,

00:49:37: denn wenn man sagt, etwas ist moralisch richtig oder falsch,

00:49:41: dann bedeutet das ja schon, dass man auch einen allgemeineren Anspruch hat.

00:49:46: Und man möchte ja niemanden jetzt irgendwie an Karren fahren

00:49:51: oder so dastehen, als würde man sich selbst über andere stellen.

00:49:54: Und deswegen ist das so wichtig, dass man in diesem Bereich

00:49:57: auch eine gute Sprache entwickelt, um diese Sachen wirklich zu besprechen.

00:50:01: Das kann man eher moralpsychologisch machen,

00:50:03: man kann es eben eher moralphilosophisch machen, also im Bereich Ethik.

00:50:07: Aber das ist, glaube ich, zentral, um diese Themen gut bewegen zu können

00:50:15: und dann auch bessere Entscheidungen in dem Bereich treffen zu können.

00:50:20: Ja, da schwinge ich auch wieder mit.

00:50:22: Tatsächlich denke ich sofort an das Thema des Streitens,

00:50:25: also dass sich viel zu wenig gestritten wird.

00:50:27: Also Streiten im Sinne von Meinungsaustauschen.

00:50:30: Lass mal nicht jetzt an dieser Stelle dieses Schlächte.

00:50:33: Lass uns doch mal verschiedene Perspektiven austauschen,

00:50:36: um daraus etwas zu produzieren, was für möglichst viele Beteiligte

00:50:40: ein gutes Ergebnis bringt.

00:50:42: Und weil du gerade auch sagtest, Ethik ist sein Thema der Emotionen,

00:50:46: mir ist das alles viel zu wenig emotional und viel zu offen,

00:50:49: gerade wenn ich an Unternehmenskontexte denke.

00:50:52: Und ich glaube, da braucht es noch ein bisschen Lernen in dieser Richtung,

00:50:56: dass man ein ganz anderes Gespräch miteinander führt,

00:50:59: was eine gewisse Nähe bedeutet.

00:51:01: Ja, aber was halt auch so viel Potenzial bedeuten kann,

00:51:04: dass es halt danach halt auch noch anders geht.

00:51:07: Gerade auch, wenn wir an das Fibride arbeiten jetzt denken,

00:51:10: zu sagen, die Bedürfnisse der Einzelnen, die werden halt immer wichtiger

00:51:14: oder die dürfen immer lauter werden,

00:51:16: gerade wenn ich eigenverantwortlich arbeite.

00:51:19: Und Bedürfnisse sind komplett verschieden.

00:51:22: Und das Unternehmen hat Bedürfnisse, jeder einzelne Mensch hat Bedürfnisse

00:51:25: und das, was man darüber in den Austausch zu gehen,

00:51:27: kann halt auch bedeuten, dass man ja in den Konflikt geht

00:51:31: oder in die Reibung.

00:51:33: Und es wird so oft vermieden, weil man eben Angst hat,

00:51:36: dass vielleicht die Beziehung gefährdet ist

00:51:38: oder eben vielleicht auch jemand Tränen plötzlich einbringt

00:51:41: und man damit nicht haushalten kann.

00:51:43: Das wäre ein gesondertes Thema, ne?

00:51:45: Es ist ein großes anderes Thema.

00:51:47: Aber ich glaube, das braucht Zeit nochmal mehr.

00:51:49: Deswegen bin ich absolut dafür, was du gerade gesagt hast.

00:51:52: Es gibt ein Gespräch dazu,

00:51:55: dass überhaupt diese Themen benannt werden können

00:51:58: und dass man anfängt, sich dazu auszutauschen

00:52:01: und dann vielleicht auch gemeinsam entwickeln kann.

00:52:04: Ich guck grad ein bisschen auf die Uhr.

00:52:08: Ich habe ja gesagt, wir können eine halbe Stunde anpeilen.

00:52:11: Ich muss grad schon wieder ein bisschen schwunzeln.

00:52:13: Es ist fast eine Stunde.

00:52:15: Aber dennoch würde ich dir kurz den Raum geben.

00:52:17: Wir sind ja vom Hölzchen in Stöckchen hin und her

00:52:20: und hier und hin gelangt.

00:52:22: Ich liebe solche Gespräche.

00:52:24: Aber vielleicht gibt es noch etwas,

00:52:26: wo du sagst, das muss ich aber jetzt unbedingt nochmal anstrechen.

00:52:30: Vielleicht gibt es eine Frage,

00:52:32: die ich hätte stellen können,

00:52:34: die du jetzt unbedingt noch beantworten möchtest.

00:52:36: Nico, welche wäre das?

00:52:38: Was möchtest du vielleicht in dieser Stelle nochmal

00:52:40: kommentieren und ergänzen?

00:52:42: Ich finde, wir haben sehr viele spannende Dinge miteinander besprochen.

00:52:48: Wir haben uns sehr auf der individuellen Ebene bewegt,

00:52:55: was ich auch super wichtig finde.

00:52:58: Es gibt natürlich auch eine andere Ebene,

00:53:03: noch der digitalen Ethik, die wir jetzt noch nicht so angesprochen haben.

00:53:06: Nämlich die Ebene, sagen wir mal,

00:53:11: der gesellschaftlichen Strukturen,

00:53:15: der Institutionen usw.

00:53:18: Und das ist zumindest, was die digitale Ethik angeht,

00:53:23: ein sehr wichtiges Thema,

00:53:25: weil es uns als Einzelne überfordern würde,

00:53:32: wenn man jetzt meinen würde,

00:53:35: wir Einzelne müssten uns alles richtig verhalten

00:53:38: und dann würden zum Beispiel die Ungerechtigkeiten,

00:53:41: die teilweise in der Systematik von Institutionen liegen,

00:53:46: beseitigt werden.

00:53:48: Das würde uns überfordern,

00:53:51: das entlastet uns nicht davon,

00:53:54: uns als Einzelne damit zu beschäftigen,

00:53:56: aber wir müssen auch auf diese institutionellen Strukturen schauen.

00:54:00: Auf systematische Ungerechtigkeiten.

00:54:03: Das Thema faire Algorithmen beispielsweise

00:54:06: ist so ein Thema.

00:54:08: Und da kommen wir natürlich dann auch in die Auseinandersetzung

00:54:12: der Ethik auch mit der Politik und mit dem Rechtsbereich

00:54:16: und wie es aktuell ja in Europa,

00:54:21: also auf europäischer Ebene,

00:54:23: sehr intensiv stattfindet.

00:54:25: Aber das ist natürlich noch mal ein großes eigenes Thema.

00:54:29: Ich wollte es nur der Vollständigkeit halber

00:54:31: hier noch einmal mit erwähnen.

00:54:34: Super, weil das ist doch eigentlich auch gerade schon die Brücke dazu,

00:54:37: zu dem, was du mir vorhin verraten hast,

00:54:41: was es als neues Projekt von dir geben wird.

00:54:44: Achtung, das ist die Überleitung zu deinem Podcast

00:54:47: und der in Planung, in Vorbereitung,

00:54:50: in Produktion beziehungsweise schon auf einem guten Wege

00:54:53: zur Veröffentlichung ist.

00:54:55: Und darum muss ich sagen, freue ich mich jetzt noch mal mehr drauf,

00:54:58: weil ich gerade wieder festgestellt habe in dem Gespräch mit dir.

00:55:01: Ich lerne so unglaublich gerne zu einem oder über einen Bereich etwas,

00:55:05: aus dem ich von meiner Ursprungsausbildung nicht komme.

00:55:08: Und für mich sind Podcasts eine total wertvolle Möglichkeit,

00:55:13: halt zu lernen.

00:55:15: Vielleicht magst du dazu noch kurz ein bisschen was erzählen,

00:55:18: was du da vorhast beziehungsweise,

00:55:21: für wen wird der Podcast interessant sein?

00:55:23: Also ich interessiere mich jetzt schon dafür,

00:55:25: aber wer sollte unbedingt reinhören

00:55:28: und wie finden wir dann vor allem dein Podcast

00:55:31: und wie können wir vor allem auch Kontakt zu dir aufnehmen?

00:55:34: Ja, also der Podcast heißt Smart Aber Fair.

00:55:40: Smart Aber Fair.

00:55:42: Smart Aber Fair und grundsätzlich unterhalte ich mich mit Expertinnen und Experten

00:55:48: aus der Wirtschaft, aus der Wissenschaft, Forschung, Medien,

00:55:53: Zivilgesellschaft und so weiter.

00:55:56: Darüber wie man jeweils in ihrem Kontext

00:56:00: digitale Technologie eben verantwortlich, vertrauenswürdig gestalten kann.

00:56:06: Ich tauch dann schon ziemlich ein.

00:56:08: Also ich bringe natürlich immer meine philosophische Perspektive mit ein,

00:56:15: aber es ist vor allen Dingen geht es darum,

00:56:17: in diese einzelnen Kontexte einzutauchen,

00:56:20: diese verschiedenen Perspektiven kennenzulernen,

00:56:23: um es konkreter werden zu lassen,

00:56:25: was das in dem jeweiligen Kontext denn heißt.

00:56:28: Wie bestimmte, zum Beispiel Leute in teilweise recht großen Unternehmen

00:56:35: mit diesen Themen umgehen, was für Strukturen die dabei etablieren.

00:56:40: Da geht es auch teilweise um ganz praktische Fragen.

00:56:43: Wie nehme ich die Mitarbeiter in einer digitalen Transformation mit

00:56:47: oder wie kann ich im Unternehmen eine Anlaufstelle dafür schaffen,

00:56:54: wenn Mitarbeiter mit ethischen Bedenken haben, beispielsweise.

00:56:57: Teilweise geht es um Forschungskontexte,

00:57:01: die mit Partizipation zu tun haben und ähnlichen.

00:57:05: Und es geht um die ganze Palette von Themen, Datenetik, Algorithmen

00:57:12: und dann eben Dinge wie Transparenz, um Gerechtigkeit,

00:57:17: um vertrauenswürdiges Handeln und so weiter.

00:57:22: Also wäre allgemein bei dem Thema von Interesse

00:57:26: ein Interesse hat, aber auch diejenigen, die vielleicht selber

00:57:31: eine Digitalstrategie entwickeln und sich fragen,

00:57:35: wie man das ethisch umsetzen kann.

00:57:39: Für die ist der Podcast interessant.

00:57:41: Super. Smart, aber fair.

00:57:43: Hab ich mir jetzt gerade auch schon aufgestimmt,

00:57:45: kommt natürlich auch in die Show Notes.

00:57:47: Und wenn die Folge, unsere Podcast-Folge hier erscheint,

00:57:50: dann müsste dein Podcast auch für öffentlich sein

00:57:52: und gefunden werden können.

00:57:54: Über welche Kanäle können wir dich sonst noch erreichen?

00:57:57: Also ich denke mal, dass du ganz offen bist für Kontakte aller Art,

00:58:01: vielleicht auch Rückfragen zu einzelnen Kommentaren

00:58:04: jetzt in diesem Interview.

00:58:05: Welche Kanäle ziehst du vor?

00:58:07: Wo findet man dich?

00:58:09: Also man kann mich gerne auf LinkedIn kontaktieren

00:58:13: unter Nicola Stiax zusammengeschrieben, klein

00:58:17: oder eben einfach ins Suchfeld eingeben.

00:58:20: Ich bin auf Twitter unter @NicolasDiax,

00:58:24: da jeweils Vorname und Nachname großgeschrieben.

00:58:27: Ich bin auch auf Mastodon als Alternative,

00:58:31: die ja von vielen im Moment vorgezogen wird.

00:58:34: Man findet mich auch auf Xing und auf Facebook.

00:58:39: Ansonsten kann man mir gerne auch einfach eine E-Mail schreiben

00:58:44: an info@nicolas-diax.de.

00:58:49: Da freue ich mich auch drüber.

00:58:52: Und ja, den Podcast wird man natürlich auf allen

00:58:56: gängigen Plattformen Apple, Spotify und so weiter finden.

00:59:01: Super, ich danke dir.

00:59:04: Ich bin sehr gespannt, was ich von dir noch online irgendwo lesen werde

00:59:08: oder dann auch zukünftig hören werde

00:59:10: und freue mich weiterhin sehr, dass du zugesagt hast

00:59:13: zu diesem Interview und wir uns eine Stunde lang

00:59:16: über das Thema der digitalen Ethik austauschen konnten.

00:59:20: Und ich freue mich, wenn wir beide im Kontakt bleiben,

00:59:24: ob es jetzt digital ist oder irgendwann vielleicht auch mal analog im Norden.

00:59:28: Man weiß es nie.

00:59:29: Ich sage herzlichen Dank, Nico, an dich für deinen Besuch

00:59:32: und wünsch dir alles Gute.

00:59:34: Und freue mich natürlich auch, wenn die Zuhörenden

00:59:37: jetzt noch Rückfragen haben oder gerne Kommentare hinterlassen wollen.

00:59:41: Mach das gerne auf Social Media, so wie gerade schon eingeladen.

00:59:44: Mir dürft ihr natürlich auch gerne folgen.

00:59:47: Sandra Brauer, die Veränderungsbegeisterin auf Instagram,

00:59:50: auf LinkedIn, Twitter und Co. findet ihr mich ebenfalls.

00:59:53: So mit Tschüss aus Hamburg, an dich, Nico und an unsere Zuhörenden.

00:59:57: Und auf bald, macht's gut.

00:59:59: Vielen Dank, Sandra.

01:00:00: Gerne.

01:00:01: Tschüss, ihr Tier. Tschüss, tschüss.

01:00:04: Copyright WDR 2021

01:00:06: Copyright WDR 2021

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